Zielgerichtete Therapien (englisch: targeted therapies) bezeichnen eine bestimmte Art der medikamentösen Krebstherapie. Diese Wirkstoffe bekämpfen die Auswirkungen von sogenannten Treibermutationen in den Tumorzellen. Diese Mutationen führen dazu, dass der Tumor unkontrolliert wachsen kann.
Etwa jeder vierte Patient mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs hat in den Tumorzellen solche Treibermutationen, sprich Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie. Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
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Die zielgerichteten Medikamente greifen verschiedene Zellbestandteile an: die sogenannten Kinasehemmer blockieren z.B. Signalwege und Wachstumsfaktoren. Gefäßwachstumshemmer dienen dazu, die Versorgung von Tumoren mit Sauerstoff und Nährstoffen zu verringern.
Bei Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs (SCLC) spielen zielgerichtete Therapien bislang keine Rolle.
Kinasehemmer
Viele Kinasehemmer wirken, indem sie die Übertragung von Signalen in Tumorzellen blockieren. Medikamente gegen die folgenden Tyrosinkinasen werden bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs eingesetzt:
- Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR): Das ist eine Andockstelle („Rezeptor“) für Botenstoffe auf der Oberfläche von Zellen. Ist der EGFR in Tumorzellen dauerhaft aktiviert, teilen sich die Zellen unkontrolliert und der Tumor wächst. Es gibt verschiedene Medikamente, die diese Andockstelle blockieren können, sie werden auch EGFR-Kinasehemmer genannt.
- Anaplastische Lymphomkinase (ALK): In gesunden Zellen kommt die anaplastische Lymphomkinase selten vor und ist nur mit Bindungspartner aktiv. In manchen Lungentumoren ist sie dagegen ständig aktiv und fördert so das unkontrollierte Wachstum. Solche „ALK-positiven“ Lungenkrebszellen lassen sich durch bestimmte Medikamente in ihrem Wachstum bremsen. Diese Substanzen heißen entsprechend ALK-Hemmer.
- ROS1 Tyrosinkinase: In ca. 2 % der nicht-kleinzelligen Lungentumore ist das ROS1-Gen, dessen normale Funktion noch unklar ist, mutiert. Dadurch ist die ROS1-Tyrosinkinase dauerhaft aktiviert, was man durch bestimmte Medikamente hemmen kann.
- BRAF- und MEK-Kinase: In ca. 2 % der nicht-kleinzelligen Lungentumore findet sich eine sog. BRAF-V600-Mutation, die ebenfalls zu einer Überaktivität bestimmter Enzyme führt, die durch Medikamente gehemmt werden kann.
- MET-Rezeptor-Tyrosinkinase: In ca. 3 % der nicht-kleinzelligen Lungentumore liegt eine sog. MET-Exon-14-Skipping-Mutation (METex14-Mutation) vor. Dadurch kann MET nicht mehr abgebaut werden und das Gleichgewicht an Rezeptoren ist gestört. Durch bestimmte Medikamente kann dieser Prozess gehemmt werden.
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Multikinasehemmer: Es gibt eine ganze Reihe von weiteren Wachstumsfaktor-Rezeptoren, die mithilfe sogenannter Multikinasehemmer blockiert werden können.
Gefäßwachstumshemmer (Angiogenesehemmer): Ab einer gewissen Größe benötigt ein Tumor eigene Blutgefäße, die ihn mit Nährstoffen versorgen. Der Tumor sorgt über verschiedene Wachstumssignale wie den Gefäßwachstumsfaktor VEGF dafür, dass sich solche Blutgefäße bilden. Es gibt Medikamente, die VEGF oder seinen Rezeptor gezielt angreifen. Dadurch verhindern sie, dass neue, den Tumor versorgende Blutgefäße entstehen. Diese Gruppe von Medikamenten wird auch Angiogenesehemmer genannt
Nebenwirkungen
Zielgerichtete Arzneimittel können vielfältige Nebenwirkungen hervorrufen, da die Zielstrukturen der Substanzen auch in normalen Körperzellen vorkommen können.
Quellen:
- Dkfz - Deutsches Krebsforschungszentrum Krebsinformationsdienst www.krebsinformationsdienst.de (zuletzt besucht am 04.04.2023)
- Schrock AB et al. J Thorac Oncol 2016; 11(9):1493–1502.
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